Was ist das Endocannabinoid-System?
Das Endocannabinoid-System (Abkürzung für endogenes (körpereigenes) Cannabinoid-System ist ein Teil unseres Nervensystems, das die beiden bisher bekannten Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 aus der Klasse der sogenannten G-Protein-gekoppelten Rezeptoren umfasst. Diese verteilen sich im Endocannabinoid-System wie folgt:
CB1: Der Cannabinoid-Rezeptor CB1 befindet sich hauptsächlich in den Nervenzellen, wobei er am häufigsten im Hippocampus (Teil des Gehirns am inneren Rand des Temporallappens), im Cerebellum (Kleinhirn) sowie in den Basalganglien (Kerngebiete im Gehirn unterhalb der Großhirnrinde) vorkommt. Außerdem findet sich dieser Cannabinoid-Rezeptor auch im peripheren Nervensystem, wie zum Beispiel im Darm.
CB2: Der Cannabinoid-Rezeptor CB2 kommt am häufigsten auf den Zellen des Immunsystems vor, ebenso auf den Zellen, die am Knochenaufbau (Osteoblasten) und dem Knochenabbau (Osteoklasten) beteiligt sind.
Darüber hinaus wird angenommen, dass die G-Protein-gekoppelten Rezeptoren GPR18, GPR119 und GPR55 Cannabinoid-Rezeptoren im Endocannabinoid-System sind. Diese sind jedoch bisher nur wenig erforscht.
Wie wirkt THC?
THC aktiviert die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2, wodurch die sowohl bekannte psychoaktive Wirkung als auch die medizinisch-therapeutische Wirkung ausgelöst wird. Während die Wirkungsweise von THC im Körper gut erforscht ist, sind die Wirkungsmechanismen von CBD noch nicht vollständig geklärt. Das Besondere an CBD ist, dass es nicht psychoaktiv ist und dass es über zehn unterschiedliche Wirkmechanismen gibt.
Wie wirkt CBD?
CBD kann den CB1-Rezeptor blockieren. Infolge dessen kann CBD mehrere Wirkungen des THC, wie zum Beispiel die psychische Wirkung, die Herzfrequenzsteigerung und die Appetitzunahme, hemmen.
Darüber hinaus kann CBD die Vanilloid-Rezeptoren Typ 1 und 2 stimulieren. Der Vanilloid-Rezeptor 1 findet sich vorwiegend auf Nervenendigungen, die als Schmerzrezeptoren dienen. Dabei kann CBD diesen Rezeptor ungefähr genauso stark aktivieren wie Capsaicin, ein in Paprika-Sorten vorkommendes Alkaloid, das für die geschmackliche Schärfe verantwortlich ist. Weiter wird angenommen, dass CBD vermutlich in der Lage ist, die Vermehrung von Hirntumorzellen zu hemmen, indem es den Vanilloid-Rezeptor 2 stimuliert.
Auch der Glycinrezeptor in den Nervenzellen, der für die Unterdrückung chronischer Schmerzsignale mitverantwortlich sein soll, kann durch CBD aktiviert werden, sodass Schmerzzustände reduzierten werden können.
Es wird zudem davon ausgegangen, dass CBD die Signalgebung durch Adenosin verstärkt. Adenosin blockiert im Körper die Ausschüttung von aktivierenden Neurotransmittern wie beispielsweise Dopamin, Noradrenalin und Acetylcholin, wodurch Blutdruck und Herzfrequenz gesenkt werden. Außerdem triggert Adenosin die Weck- und Wachzentren im Gehirn durch den Botenstoff GABA und wirkt deshalb schlafinduzierend. Einige entzündungshemmende Wirkungen von CBD beruhen vermutlich auf diesem Wirkmechanismus.
Der 5-HT1A-Rezeptor, der zu den Serotonin-Rezeptoren gehört und sich im Gehirn und im Rückenmark findet, wird ebenfalls von CBD stimuliert. Unter anderem ist dieser Rezeptor für die Regulierung der Körpertemperatur und die Lernvorgänge verantwortlich. Verschiedene Medikamente wie beispielsweise Buspiron aktivieren ebenfalls den 5-HT1A-Rezeptor. Eingesetzt werden diese Arzneimittel gegen Depressionen und Angstzustände.
Des Weiteren ist CBD – wie alle Cannabinoide – ein wirkungsvolles Antioxidans (Fänger freier Radikaler). CBD kann vermutlich oxidativen Schädigungen durch H2O2 (Wasserstoffperoxid) genauso gut wie Vitamin C vorbeugen. Zudem sollen hohe Alkohol-Mengen mit CBD Nervenschädigungen verhindern.
Die Geschichte des Endocannabinoid-Systems
Nachdem das Endocannabinoid-System entdeckt wurde, führte dies die Forscher zu der Annahme, dass es auch körpereigene Cannabinoide (Endocannabinoide) geben müsse, die an diesen Rezeptoren andocken. Im Jahre 1992 war es dann soweit und Forscher konnten aus den Gehirnen von Schweinen zum ersten Mal eine Substanz synthetisieren, die an den CB1-Rezeptor bindet. Hierbei handelte es sich um ein sogenanntes Kondensationsprodukt aus Ethanolamin und Arachidonsäure namens N-Arachidonylethanolamid (AEA) – das auch bekannt ist unter dem Begriff Anandamid. In den darauffolgenden Jahren wurden weitere Substanzen wie 2-Arachidonylglycerol (2-AG) oder O-Arachidonylethanolamid (Vordhamin) gefunden.
CBD kann die Aufnahme und den Abbau des körpereigenen Cannabinoids Anandamid hemmen, wodurch die Anandamid-Konzentration im Körper gesteigert wird. Anandamid (aus dem Sanskrit, ananda = Glückseligkeit/Freude/reines Glück) spielt insbesondere bei der Appetitregulierung sowie bei der Stimulation verschiedener Gehirnregionen eine Rolle. So kann sich Anandamid unter anderem auf die Wahrnehmung und Verarbeitung von Gedanken auswirken. Außerdem beeinflusst das Endocannabinoid die Gefühle der Freude, der Dankbarkeit sowie des Glücks. Gleichzeitig ist Anandamid für das hormonelle Gleichgewicht und das Fortpflanzungssystem bedeutend.