Die Rolle der Leber
Die Leber ist das Entgiftungsorgan des Körpers. Zahlreiche aufgenommene Substanzen und Wirkstoffe wie beispielsweise Medikamentenwirkstoffe oder Cannabinoide werden in der Leber umgebaut oder verändert. Bevor diese über den Darm oder die Nieren ausgeschieden werden, baut die Leber die Substanzen in unwirksame Moleküle ab.
Beim Cannabinoid THC ist es so, dass hieraus zunächst 11-Hydroxy-THC (11-OH-THC) entsteht, das ungefähr die gleiche Wirkung wie THC hat. Im zweiten Stoffwechselschritt wird das 11-OH-THC in THC-Carbonsäure (THC-COOH) umgewandelt. Eine psychische Wirkung wird hierdurch jedoch nicht verursacht (unwirksames Stoffwechselprodukt).
Wirkungsweise und Wechselwirkungen
Mithilfe von bestimmten Enzymen (Proteine) wird die Verstoffwechselung beschleunigt. Für den Abbau von Medikamentenwirkstoffen, Giften sowie weiteren Substanzen verfügt die Leber über spezielle Enzyme. Dabei sind CYP3A4 und CYPC9 die wichtigsten Enzyme für den Abbau von Cannabinoiden. Benötigen zwei Substanzen das gleiche Enzym, kann sich der Abbau verlangsamen. Wenn zum Beispiel gleichzeitig die Wirkstoffe Diltiazem (Herzmedikament) und Imipramin (Antidepressivum) eingenommen werden, wird Imipramin langsamer abgebaut.
Gleichzeitig ist die Blutkonzentration des Wirkstoffs höher als bei der eingenommenen Dosis zu erwarten ist. Hier würde also die Gefahr einer Überdosierung bestehen.
Da für den Abbau von THC und CBD die gleichen Enzyme erforderlich sind, kann eine hohe Dosis CBD den Abbau von THC verlangsamen. Wenn CBD jedoch regelmäßig eingenommen wird, nimmt die Konzentration dieser Enzyme zu (Enzyminduktion), sodass ausreichend Enzyme vorhanden sind, wenn dem Körper hohe Dosen CBD zugeführt werden.
Somit können auch Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Cannabinoiden entstehen, wenn die Medikamente die gleichen Enzyme benötigen. Die Wirkungen als auch die Nebenwirkungen können bei der Einnahme von CBD durch unterschiedliche Wege ausgelöst werden (pleiotrope Wirkung). Dieser Wirkungsmechanismus ist noch nicht genau erforscht. Es wird jedoch angenommen, dass CBD eine Wirkung auf den spannungsgesteuerten Ionenkanal VDAC1 auf den Mitochondrien hat. Im Kalziumtransport spielen diese Kanäle eine wichtige Rolle, da sie für die Übertragung elektrischer Signale in die Nervenzellen zuständig sind.
Darüber hinaus scheint CBD eine pharmakokinetische Interaktion mit dem Antiepileptikum Clobazam auszulösen.
Patienten, die CBD sowie Clobazam einnahmen, wiesen in Studien einen erhöhten Clobazam-Blutspiegel auf.
Dabei werden sowohl Clobazam als auch CBD in der Leber über das Enzym CYP2C19 abgebaut, weshalb die beiden Wirkstoffe um die Funktion dieses Proteins konkurrieren. Deshalb wird bei gleichzeitiger Einnahme von CBD und Clobazam empfohlen, den Clobazam-Spiegel regelmäßig zu kontrollieren.